© Antje Böttcher

Verkehr in Klein- und Mittelstädten

Etwa 70% der deutschen Bevölkerung wohnt trotz anha­ltender Urbani­sierung außerhalb der Groß­städte. Deren Anteil an der Verkehrs­leistung ist jedoch aufgrund längerer täglicher Wege ungleich höher einzu­schätzen – so entfällt nur ein Viertel der gesamten Personen­verkehrs­leistung auf die Groß­städte. Hier liegt somit ein sehr großes Potential, den Personen­verkehr umwelt- und klima­freundlicher zu gestalten. Und dennoch ist es aufgrund unter­schiedlicher Entwick­lungen deutlich schwieriger, dort eine Änderung umzu­setzen.

Die aktuellen Rahmen­bedingungen in Klein- und Mittel­städten erschweren ein attraktives Angebot des ÖPNV und damit eine effektive Verlagerung des MIV. Die dominie­renden Faktoren dabei sind:

  • die disperse bauliche Struktur und dadurch verursacht die eher geringe räumliche Dichte,
  • eine geringere Versorgung mit sozialer Infrastruktur,
  • die Bevölkerungsstruktur, die durch anhaltende Abwanderung junger Bevölkerungs­gruppen und zunehmen­der Über­alterung geprägt ist.

Deshalb bleiben der Besitz und die Nutzung des Automobils häufig eine notwen­dige Bedingung, um den räumlichen und zeitlichen Restrik­tionen des ÖPNV begegnen zu können. Der Autobesitz und das subjektive Gefühl, dass der ÖPNV die eigenen Mobilitäts­bedürfnisse nicht befriedigen kann, haben auch zur Folge, dass der ÖPNV gar nicht genutzt wird und so durch stagnie­rende Angebote weiter an Attrak­tivität verliert. Die Folgen davon haben auch Personen ohne Zugang zu einem Auto zu tragen und diese trifft es besonders hart.

Neben dem Ansatz, die Attrak­tivität des ÖPNV system­immanent zu steigern, zeigen aber gerade die Großstädte, dass es eine zusätzliche, sehr wichtige Voraus­setzung für die ÖPNV-Nutzung gibt – nämlich ergänzende Verkehrs­angebote, die den ÖPNV erst als eine mögliche Alter­native zum eigenen Auto „sichtbar“ werden lassen.

Aufgrund der Notwen­digkeit gelegent­licher Auto­nutzung sollte deshalb ein Schwer­punkt verantwortungs­voller Verkehrs­planung in Klein- und Mittel­städten, neben der wichtigen und richtigen Förderung von Rad- und Fußverkehr, auf der Etab­lierung alternativer Autonutzungs­konzepte liegen. Dadurch wird der Autobesitz als entschei­dender Faktor des hohen Anteils des MIV am Modal Split verringert, womit auch ein höherer Anteil des Umwelt­verbundes im Allgemeinen und des ÖPNV im Speziellen erreicht werden kann.
 

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